Dort läuft der Dreck von oben nach unten. Aber nicht bei uns.

Das junge Eutiner Unternehmen Falk Personal macht vieles anders, um für neue Mitarbeiter:innen attraktiv zu sein. Ein offener Führungsstil, Mitspracherechte, klare Kommunikation und spezielle Programme für die Mitarbeitenden. Hierüber und auch über die Herausforderungen der Zukunft haben wir uns mit Inhaber Lukas Falk unterhalten.

Camellys ZOSCH: Sie beide, also Ihre Schwester und Sie, waren ja selbst Angestellte im Pflegebereich, ehe Sie vor 4 Jahren Ihr Unternehmen gegründet haben. Und zwar aus Frust über die Strukturen damals. Was machen Sie heute anders?

Lukas Falk1: Der grundlegende Punkt ist, dass wir damals, als wir selbst noch angestellt waren, nicht das Gefühl hatten, in Prozesse mit eingebunden zu sein, und dass wir oft das Gefühl hatten, nicht auf Augenhöhe behandelt zu werden, egal aus welcher Führungsebene. Und es wurde oftmals nicht klar und ehrlich kommuniziert. Es wurden zu oft falsche Versprechungen gemacht.

Camellys ZOSCH: Wie kann man sich das vorstellen?

Lukas Falk: Da wird halt schnell mal zwischen Tür und Angel gesagt, “das machen wir so”, man freut sich dann darauf und arbeitet auf ein Ziel hin, zum Beispiel auf mehr Verantwortung und auch etwas mehr Geld, und irgendwann wird man dann mit der kalten Wahrheit konfrontiert, wenn gesagt wird, “das hab ich so nie gesagt”.

Camellys ZOSCH: Und daraus resultiert heute was genau?

Lukas Falk: Wir haben gesagt, wir möchten immer klar und ehrlich kommunizieren und finden es wichtig, dass man diese alten Muster aufbricht. Dass man nicht dieses klassische Chef-Angestellte-Muster hat und der Dreck von oben nach unten läuft. Das muss heutzutage nicht mehr so gelebt werden.

Camellys ZOSCH: Sondern?

Lukas Falk: Sondern man soll gemeinsam am Unternehmensziel arbeiten. Es ist ja gerecht und fair, wenn man den Mitarbeitenden klar formuliert, was das Unternehmensziel ist, damit eben alle auf ein Ziel zu arbeiten und nicht die Richtungen irgendwann auseinander gehen.

Camellys ZOSCH: Und wie gestaltet sich das? Wo können die Mitarbeiter auf Ihr Unternehmensziel einwirken?

Lukas Falk: Ein Beispiel bei uns ist das Wachstum und neue Kunden. Da nehmen wir unsere Leute mit, besprechen mit ihnen, was wir vor haben. Und speziell an diesem Punkt haben sich einige gerne bereit erklärt, aktiv mitzuarbeiten, weil sie richtig Lust auf das Akquirieren haben und auch bereit sind, bundesweit und nicht nur regional zu arbeiten. Das heißt: Wir holen unsere Mitarbeiter mit ins Boot und bestimmen nicht einfach.

Camellys ZOSCH: Ist dann alleine schon die Beteiligung der Mitarbeitenden der Grund, warum Ihnen die Leute die Bude einrennen?

Lukas Falk: Nein. Bei uns ist es so, dass unser Team vor allem wertschätzt, dass wir für unser Team da sind. Das hört sich jetzt vielleicht kitschig an, aber wir nehmen, wenn jemand Probleme habt, das wirklich sehr ernst. Bei uns darf jede und jeder auch mal schwache Phasen haben. Durch die klare beidseitige Kommunikation kann man solche Phasen dann auch gemeinsam meistern. Genau dieses Gefühl ist wichtig; dass man in unserer “Leistungsgesellschaft Deutschland” nicht gleich auf die Straße gesetzt wird, sondern mit seinem Arbeitgeber kommunizieren kann.

Camellys ZOSCH: Wie sieht es denn mit der Fluktuation bei Ihnen im Unternehmen aus?

Lukas Falk: Nicht so schlimm. Ich weiß jetzt zwar nicht, wie es bei den anderen aussieht, aber bei uns ist das relativ selten. Gerade weil wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nichts vormachen, sondern weil sie sich auf Absprachen verlassen können und wir, wie gesagt, wirklich für sie da sind, haben wir sehr wenige Wechsel.

Camellys ZOSCH: Für Sie als Personaldienstleister sind sind die Mitarbeitenden im doppelten Sinne Ihr Kapital. Ein Grund mehr, genau zu wissen, wie Strömungen sind und die Zukunft aussieht. Haben Sie da spezielle Dinge, damit Sie auch in Zukunft am Markt erfolgreich sein können?

Lukas Falk: Zum einen ist es immer wichtig, seine Mitbewerber im Auge zu haben, was die gerade Neues bieten. Gerade in der Gesundheitsbranche ist es ja so, dass sich die Mitarbeitenden ihre Arbeitgeber aussuchen können. Deshalb müssen wir mindestens das bieten, was die Anderen haben, plus noch einen oben drauf. Viele sagen an der Stelle ja, das Gehalt wäre das A und O, aber auch andere Dinge sind besonders wertvoll. Bei uns als ein Beispiel ist es das gesundheitsförderdne Umfeld, das wir gerade schaffen, mit Kursen zur Fitness, mit Massagen, Solariumgutscheine im Winter und so weiter. Und solche Dinge treiben wir ständig und im Gespräch mit allen Mitarbeitenden voran. Nur so kann man als Arbeitgeber attraktiv bleiben, finden wir.

Camellys ZOSCH: Sie kommen gerade aus Bremen von einer Personalkonferenz Ihres Verbandes2 zurück. Dort haben Sie sich über die Zukunft im Personalsektor ausgetauscht und natürlich wird dort der demografische Wandel ein Thema gewesen sein. Aber das mal ausgeklammert: Welche Herausforderungen gibt es noch für die Zukunft?

Lukas Falk: Stichwort Digitalisierung. Wenn weitere Arbeitsbereiche durch Maschinen ersetzt werden, müssen wir unser Personal in andere Bereiche bringen, die sich dann auftun. Allerdings ist der wichtigste Punkt dabei, dass wir das Personal dafür nicht nur motivieren, was schon schwer genug sein wird, sondern auch ordentlich qualifizieren. Denn wir wollen unsere Mitarbeiter nicht im leeren Raum stehen lassen, sondern sie auch hier mitnehmen.

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(1) Lukas Falk ist Jahrgang 1994 und gründete im Dezember 2018 mit seiner Schwester Anna Falk das Personaldienstleistungsunternehmen “Falk Personal” in Eutin. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 35 Mitarbeiter:innen.
Das Interview wurde am 27.10.2022 geführt.

(2) Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.